Mit voller Energie unglaublich sanft – oder laut

Wenn Musik zum Zugang zu sich selbst und zum Ausdruck von Persönlichkeit wird

Bei TBF beschäftigt sich Uwe als Senior Projektleiter vor allem mit Lösungen rund um Bahnstromanlagen. Man könnte sagen, sein Leben steht im Zeichen des Stroms, der Spannung, der Energie, aber vielleicht nicht so wie zuerst angenommen. Strom fliesst bei Uwe nämlich nicht nur durch Fahrleitungen, sondern genauso über Stimmbänder und Drumset. Im Gespräch erzählt er uns, wie er mit derselben Energie genauso sanft wie rau klingen kann. Eine Geschichte über Leidenschaft, Disziplin, Selbstvertrauen – und «Geschrei».

Uwe, du singst leidenschaftlich und gibst dich mit deinem Schlagzeug genauso gerne dem Rhythmus hin. Magst du uns mehr darüber erzählen, wo deine Leidenschaft begonnen hat?

Kurz gesagt, ist Musik, was ich brauche, damit es mir gut geht. Angefangen habe ich aber eigentlich mit Schlagzeug. Im Alter von 15 unterstützte ich eine Band als Roadie, half beim Bühnenaufbau vor Konzerten, beim Schleppen von Verstärkern, war eine rundum Band-Unterstützung. Als Gegenleistung erhielt ich vom Schlagzeuger Schlagzeugstunden. Dazu muss man wissen, dass das Notenlernen für mich als Teenager absolut unvorstellbar war. Schlagzeug hat sich da natürlich sehr angeboten: Keine Noten, dafür Rhythmus, der aus dem Blut kommt. Da musste ich nicht viel studieren und ging beim Spielen vollkommen auf. 10 Jahre lang habe ich gespielt, unter anderem in verschiedenen Bands.

Als ich dann mit meinem Abendstudium begonnen und gleichzeitig Vollzeit gearbeitet habe, ging das mit dem Musik machen leider nicht mehr auf. Zwar teilte ich mir noch einen Proberaum mit einem DJ und einem anderen Musiker, aber das war nicht mehr dasselbe. Nach dem Studium wurde mir das Schlagzeug dann zu viel. Erstens braucht es dazu einen Raum. Zuerst hatte ich noch ein Schlagzeug zu Hause… aber die Nachbarn waren damit nicht so einverstanden. Und zweitens ist das Schlagzeug ein lautes Instrument und, sind wir ehrlich, etwas unhandlich. In meinem Umfeld war ich darum einer der Ersten, der sich an einem E-Drum versuchte: Der Sound wird durch einen Sensor am Instrument aufgenommen, und über einen Soundprozessor in den Kopfhörer übermittelt und macht entsprechend nur im Kopfhörer «Lärm». Aber das war damals noch nicht so weit fortgeschritten wie heute. Das waren bessere Gummimatten auf Holzbrettern mit einem Sensor zur Tonübermittlung drin, was natürlich niemals das gleiche Gefühl vermittelte, wie das ein traditionelles Schlagzeug vermochte.

Aber dir war es wichtig, die Musik in deinem Leben behalten zu können?

Ja, absolut! Musik ist für mich eine meiner drei Stützen, wie ich sie nenne. Ich habe meine Familie und meine Arbeit. Aber die Musik ist damit gleichwertig: Ich brauche sie, damit es mir gut geht. Hier ist mir die technische Entwicklung wirklich entgegengekommen: Es gibt heute wirklich gute E-Drums! Rein vom Ton her merkst du keinen Unterschied mehr – und du kannst sie erst noch zu Hause im Wohnzimmer bespielen! Das freut mich sehr.

Könntest du beschreiben, was Musik für dich ist? Sie begleitet dich schon dein ganzes Leben – was gibt sie dir?

Ich kann es versuchen in Worte zu fassen (lacht). Musik führt mich auf gewisse Art zu mir selber zurück. Das mag sich pathetisch anhören, aber alle die selber Musik machen oder gerne hören, die wissen, was ich damit meine. Für mich ist sie reine positive Energie, sie lädt mich auf und gibt mir Kraft. Musik ist etwas, in das du Energie gibst und sie um ein Vielfaches wieder zurückerhältst.

Apropos Kraft: Wir haben über dein Schlagzeugspiel gesprochen, aber dein Herz schlägt nicht nur dafür – das Singen spielt in deinem Leben auch eine grosse Rolle. Wie bist du dazu gekommen?

Tatsächlich habe ich als Kind lange in einem Chor gesungen und es hat mir unglaublich gefallen. Aber so jung, da fehlte mir das Selbstbewusstsein um als Leadsänger vor einer Band zu stehen. Das kann ich heute ganz ehrlich sagen. Singen hat ja nicht nur mit Technik zu tun, sondern es braucht das Zusammenspiel mit der Band und die Performance auf der Bühne. Man muss sich das so vorstellen: Als Leadsänger bist du wortwörtlich im Lead. Du stehst vorne, du bist der, den man sieht – als Jugendlicher war ich dafür noch nicht bereit, darum habe ich auch mit Schlagzeug angefangen.

Aber zurück zum Singen: Mitte Zwanzig fühlte ich mich bereit und begann Gesangsunterricht zu nehmen. Das war kurz nach Abschluss meines Studiums und ungefähr in der Zeit, als ich realisierte, dass das Schlagzeugspiel nicht mehr möglich war für mich. Meinen ersten Gesangsunterricht betrat ich mit einem klaren Ziel: Ich wollte Leadsänger einer Band werden. Zwar war ich mit Singen vertraut, aber Chor- und Lead-Gesang sind anders. Es ist eine andere Energie, ein anderes Level, keine Zurückhaltung. Es war mir entsprechend wichtig, mir zuerst Zeit zu nehmen, um meine Stimme zu trainieren. Schlussendlich sind auch die Stimmbänder Muskeln. Muskeln, die sorgsam trainiert und geformt werden müssen, wie die eines Sportlers. Gerade sehr hohe Töne verlangen extrem hohe Körperspannung, das musst du trainieren! Diese Spannung konstant zu halten, ist eine Herausforderung! Ausserdem wollte ich Metal-Sänger werden. Ganz klar.

Oha, was ist denn Metal-Gesang? Was ist daran speziell?

Kurze Antwort: Daran ist nichts zurückhaltend. Manche behaupten ja, es sei Geschrei. Aber so einfach ist das nicht. Brian Johnson von ACDC zum Beispiel singt mit sehr rauer Stimme, ich sage dem manchmal «Chreissagi» (Kreissäge). Dazu brauchst du aber die richtige Technik, um deine Stimmbänder nicht kaputt zu machen. Als ich mit Gesangsunterricht anfing, wusste ich davon natürlich noch nichts. Mittlerweile kann ich mit diesem Effekt, der auch «Distortion» genannt wird, spielen: Kann ihn mehr oder weniger einfliessen lassen. Darum kann ich heute ebenso klar wie «brachial» singen.

Grundsätzlich braucht es für beides gute Körperspannung, nicht nur gute Stimmbänder: Am besten kann ich das so beschreiben, dass man in sich eine Art Klangsäule aufbaut. Wenn du mit Singen anfängst, drückst du raus – und baust nicht diese Klangsäule im Körper auf. Aber eigentlich saugst du den Ton eher in dich hinein. Das mag sich jetzt merkwürdig anhören, aber es kommt vorne ein unglaublich kraftvoller Ton raus, obwohl du eigentlich die Luft in dich hineinsaugst… Ich habe auch erst nach 11 Jahren Gesangsunterricht verstanden, was damit gemeint ist (lacht). Und dazu möchte ich noch sagen, dass das eine die Technik ist: Eine zweistündige Live-Performance ist da nochmal eine eigene Sache!

«Es ist so: Der Rhythmus kommt aus dem Blut.»

Spannend, was für eine Entwicklung du durchgemacht hast. Wenn du etwas von deiner Leidenschaft gelernt hast, was wäre das?

Das Singen speziell hat mich selbstbewusst gemacht. Und mir so einen neuen Zugang zu mir selbst verschafft. Als ich realisierte, zu was ich da in der Lage bin und wie einzigartig das ist – da kam auch das Selbstbewusstsein!

Und heute: Singst du noch?

Nein. Das versteht niemand, um ehrlich zu sein. Ich habe tatsächlich wieder zwei Bands ausprobiert. Dabei habe ich aber feststellen müssen, dass es für mich nicht mehr reicht, einfach nur in einer Band zu singen: Ich bin eine Persönlichkeit und habe klare Vorstellungen, welche Lieder ich wie performen möchte. Darum bin ich im Moment auch nicht mehr Teil einer Band. Für mich selbst singe ich weiterhin, aber das ist ja nicht das Gleiche. Beim Proben und vor allem an Live-Konzerten herrscht eine ganz andere Energie: Das Publikum vor dir und die Band hinter dir beschwingen dich auf eine ganz bestimmte Art. Zudem ist es doch etwas anderes zweieinhalb Stunden am Stück zu singen. Ich konzentriere mich im Moment darauf, meine Technik zu trainieren. Da bin ich diszipliniert. Weil ich weiss, wenn ich die behalte, bin ich schnell wieder fit, um in einer Band und Live zu singen.

«Das Singen hat mir eine neue Seite von mir gezeigt.»

Du bleibst also immer noch tief verbunden mit deiner Leidenschaft. Das ist inspirierend. Wenn du jetzt zurückdenkst, was würdest du jungen Menschen gerne ans Herz legen, was Musik betrifft?

Da fällt mir vor allem das Wort Leidenschaft dazu ein. Musik transportiert reine, positive Energie. Sie erfüllt und trägt dich. Musik kann einem aufbauen. Darum war es mir auch so wichtig, meine Leidenschaft mit meinen Töchtern zu teilen. Beide haben Klavierunterricht und Gesangsunterricht erhalten. Technisch betrachtet, sind sie sehr gut, aber bis jetzt haben sie noch nicht denselben Enthusiasmus dafür entwickelt. Vielleicht kommt das noch? Tatsächlich möchten die beiden nämlich ihr altes Klavier in ihrer neuen gemeinsamen Wohnung installieren… Ich bin gespannt (lacht)!

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