In 47 Firmenjahren zur Legende
Röbi Rieser, der 1974 als Zeichner-Lehrling bei TBF begonnen hat, im lockeren Gespräch über Digitalisierung, Zeitgeist, Firmenentwicklung und seine grosse Liebe. Authentisch, unplugged und – ganz unmodern – in voller Länge. Für alle, welche persönliche Geschichten interessieren oder sich einfach einmal Zeit nehmen wollen.
Zahlen - und wo diese entstanden sind 2021
Alterspyramide
Bekannte Gesichter, überraschende Geschichten
Entwicklung beginnt mit bewusster Veränderung im Heute und Blick auf die Erfahrungen von gestern. Was das mit Lieblingskaffeetassen, E-Gitarren oder Pinguinen zu tun hat, verraten unsere Mitarbeitenden.
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Léonie S. Mollet, Isabel Ammann, Marco Serraino
Drei Zukunftsperspektiven, die bereits heute starten.
"Die TBF hat mindestens so viele Arbeitsmodelle wie Mitarbeiter*innen", behaupten spöttische Zungen manchmal. Und sie liegen damit gar nicht so falsch... Léonie S. Mollet, Isabel Ammann und Marco Serraino diskutieren über die Vorteile und Herausforderungen dieser flexiblen Arbeitswelt. Und finden die Gemeinsamkeit in der Vielfalt: Vertrauensvorschuss und individuelle Lösungen führen zuverlässig zu besseren Resultaten.
Léonie, was ist eine Besonderheit Deines persönlichen Arbeitsmodells?
Mein Steckenpferd ist sicher der Arbeitsort Neuseeland. Dieser zwingt mich zu hinterfragen, was ich als gegeben ansah. Dazu gehören beispielsweise die Alltagsgestaltung in Eigenverantwortung oder der Aufbau tragfähiger Beziehungen auf Distanz. Und natürlich, wie ich meine Stärken von hier aus überhaupt einbringen kann. Im Umkehrschluss finde ich auch spannend, wie sich das verändert, wenn ich gerade in der Schweiz bin.
Ich merke dabei immer wieder: Ich schränke mich sehr viel mehr ein, als meine Arbeit mich eigentlich einschränkt. Das können ganz kleine Dinge sein: Vor ein paar Wochen habe ich das Telefonieren auf Spaziergängen für mich entdeckt. Und es ist faszinierend, wie viel sich gerade bei besonders kniffligen oder persönlichen Gesprächen löst, wenn ich wortwörtlich in Bewegung bin.
Mir gefällt es, neue Wege zu gehen, Grenzen auszuloten und zu verschieben. Dazu gehört auch, dass ich immer wieder grandios scheitere: Etwa an der internationalen Bürokratie oder an meinen eigenen Ansprüchen. Das ist völlig ok so, das gibt wieder tolle Geschichten zum Erzählen und sorgt zudem dafür, dass ich mich nie allzu wichtig nehmen kann.
Marco, wie sieht das bei Dir aus?
Mein Arbeitsmodell ist an sich nicht so spektakulär. Ich arbeite 80% und versuche so, meine Ambitionen im Berufsleben, die Co-Betreuung unseres Sohnes und meinen "Nebenjob" als Gitarrist einer Post-metal-Band unter einen Hut zu bringen. Die angebotene Flexibilität bei TBF schätze ich deshalb sehr.
Es kam schon vor, dass mir mitten im Arbeitstag eine Melodie in den Sinn kam, welche (natürlich) sofort aufgenommen werden musste. Zwei Stunden später, nachdem sich meine Finger wieder abgekühlt hatten, machte ich mit der Arbeit weiter. So dauerte der Arbeitstag zwar länger, war aber doppelt produktiv. An etwas normaleren Tagen nutze ich die Flexibilität vor allem für geplante und spontane Ausflüge mit der Familie.
Natürlich läuft auch nicht immer alles glatt. Um Léonies Ausdruck zu verwenden: "Grandios gescheitert" bin ich vor allem am Anfang. Da kam es mal vor, dass ich zwar eigentlich den ganzen Tag am PC sass, aber nicht viel dabei rauskam, weil ich mich im Homeoffice oder irgendwo draussen zu stark ablenken liess. Die Retourkutsche folgte sogleich: Hinter den Arbeitstag nochmals einen konzentrierten Nachtblock anhängen. Lesson learned: Focus!
Trotz aller Flexibilität freue ich mich auf mehr Sozialkontakte im Beckenhof, meinem TBF-Stammbüro. Mal wieder einen spontanen Kaffee mit dem Team trinken, oder auf einen B.R.O.G (Betrieblicher Rundgang ohne Grund) gehen... das fehlte mir in den letzten 1.5 Jahren schon.
Und wie lebst Du diesen Wandel, Isabel?
Auch ohne Kinder zu Hause schätze ich die Flexibilität, welche die neue Arbeitswelt mit sich bringt. Dadurch, dass mein ganzer Arbeitsplatz im Rucksack Platz hat, kann ich meinen Arbeitsort frei wählen. So gehe ich gerne zwischendurch für einen physischen Termin nach Bern, arbeite zu Hause, wenn ich Ablenkung vermeiden (respektive auf meine Katze beschränken) möchte, oder bin in Zürich im Büro, wenn mir nach Austausch mit Arbeitskolleg:innen ist. Diese regelmässigen Tapetenwechsel machen den Alltag abwechslungsreich, bringen aber auch ungeahnte Herausforderungen mit sich. Zum Beispiel dann, wenn Unterlagen vom Kunden ausschliesslich physisch zur Verfügung gestellt werden und ich erst schauen muss, wann und wo ich diese abholen kann.
Die zeitliche Flexibilität schätze ich besonders, wenn ich ohne Stau schon am Freitagnachmittag in die Berge fahren und mich dafür dort nochmals hinter den Laptop setzen kann. Ich merke aber, dass neben den Rahmenbedingungen, die mir mein Kalender in Form von Terminen setzt, auch ich mir selbst häufig "Regeln" vorgebe, die in der neuen Arbeitswelt eigentlich obsolet wären.
Für die Zukunft wünsche ich mir, diese "Regeln" noch mehr zu hinterfragen – und wo sinnvoll, sie zu ignorieren. So kann ich meine Arbeitsorte und -zeiten noch mehr an die Bedürfnisse anpassen, die sich aus meinen anstehenden Aufgaben und aus meiner Tagesform ergeben. Diesen Spielraum möchte ich auch im Kleinen vermehrt nutzen. Und zwar nicht nur, um kurz die Wäsche aufzuhängen (übrigens für mich eine erstaunlich gute Tätigkeit, um dabei an einem komplexen Problem herum zu studieren). Sondern auch, um in der Winterzeit am Nachmittag bei Tageslicht und Sonnenschein den Kopf draussen zu lüften und dann frisch weiterzuarbeiten.
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Michael Jäggi
"Das Lachen habe ich nie verlernt."
Wieso seine Gitarrensammlung das Fotoalbum ersetzt, erzählt uns Michael Jäggi in seiner bewegenden Geschichte. Darin plädiert er für Mut und dass wir das Leben mit all seinen lauten und leisen Tönen annehmen.
Beruf/Ausbildung
Autolackierer -> IV-Eingliederung -> Elektroplaner
Funktion bei TBF
Projektleiter, Bauleiter, Fachplaner Bahnstrom
Eintritt bei TBF
2018
Wer mit Dir telefoniert, dem fällt zuerst Deine grosse Gitarrenwand im Hintergrund auf, wie bist Du dazu gekommen?
Angefangen hat alles in der 7. Klasse mit einer Live-DVD von Ozzy Osbourne. In dem Moment, als sein Gitarrist Zakk Wyldes in die Saiten griff, war mir klar: Das will ich auch können! Zu meinem ersten Sammlerstück kam ich dann schon bald mit blutjungen 13 Jahren!
Ein guter Freund vom lokalen Musikgeschäft und ich heckten den Plan aus, eine Profi-Gitarre zu bestellen. Gekauft hätte ich sie natürlich nicht, es ging nur darum, sie mal in den Händen zu halten. Dummerweise war mein Freund genau dann abwesend, als die Gitarre eintraf. Deshalb rief ein anderer Mitarbeiter bei mir zu Hause an und landete ausgerechnet bei meiner Mutter. Die war ordentlich überrascht, dass ihr Sohn ein solches Instrument liefern liess! Die Gitarre hat sie mir schliesslich gekauft – unter der Bedingung, dass ich den stattlichen Preis mit nachmittäglichem Aushelfen in der benachbarten Autogarage zweimal die Woche über zwei Jahre abarbeite.
Was bedeuten Dir diese Gitarren?
Die Gitarren, wie sie hier hängen, sind sozusagen das Produkt meiner bisherigen Reise. Hinter jedem einzelnen Stück steckt ein Erlebnis, eine Erinnerung, eine Begegnung… Das sind für mich mehr als Instrumente. Eigentlich sind die Gitarren hier wie eine Sammlung von Meilensteinen in einem Fotoalbum.
Diese Leidenschaft ist eng verknüpft mit einem Schlüsselmoment in meinem Leben. Vor sieben Jahren erlitt ich einen Verkehrsunfall mit schwersten Körper- und Kopfverletzungen: Für eine gewisse Zeit lag ich sogar im Koma. Meine damalige Freundin spielte mir per Kopfhörer Zakk Wyldes Musik in Endlosschlaufe vor. Ich wachte zu dieser Musik schliesslich auf und sie begleitete mich dann auch durch die schwere Reha-Zeit. Seine Musik berührt mich ganz tief drin. Als dann auf Ebay eine seiner Gitarren auftauchte, da wusste ich: Die muss ich haben! Dem Verkäufer erzählte ich meine Geschichte und wie mich diese mit Zakk Wyldes Gitarrenspiel verbindet. Und siehe da: Der Verkäufer war niemand anders als sein Manager für die bevorstehende Europatournee! Er war so berührt, dass er mich zu einem Meet-and-Greet mit meinem Idol einlud und mir die Gitarre nach einem Konzert signiert überreichte.
Was nimmst Du persönlich aus Deiner Geschichte mit?
Dass man nie, nie aufgeben soll, seine Träume zu verfolgen. Nach meinem Umfall musste ich alles wieder neu lernen: laufen, sprechen, essen. Alles. Es war eine sehr schwierige Zeit für mich, verbunden mit vielen Rückschritten und Frustration. Mein IV-Betreuer sagte mir damals, dass ich mir keine grossen Hoffnungen machen solle. «Wählen Sie den einfachen Weg, Herr Jäggi», meinte er. Aber das wollte ich noch nie. Ich wollte wieder arbeiten und ein selbstbestimmtes Leben nach meinen Vorstellungen führen. Dafür kämpfte ich, weil ich der festen Überzeugung war, dass ich doch schlussendlich am besten weiss, was für mich passt.
Blicke ich heute zurück, kann ich mit vollem Bewusstsein sagen: «Ich habe meine Ketten gesprengt. Jetzt bin ich mir selbst näher denn je. Ich bin authentisch.»
Was würdest Du jemandem gerne aus Deiner Geschichte mitgeben?
Eigentlich vor allem eines: «Läbed die Tröim wo dr heit.» Also: Lebt Eure Träume. Und zwar jetzt.
Und noch aus Neugier: Wie viele Gitarren hast Du mittlerweile?
Insgesamt sind es jetzt doch bereits 25 (lacht). Und da ist noch Platz in meinem musikalischen Fotoalbum…
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Michèle Müller
(Lernen) den eigenen Stärken entlang
Michèle erzählt uns, wie Ungewisses zur Entwicklungsleiter werden kann, was Austausch mit Lernen zu tun hat und weshalb sie kein Pinguin ist, der fliegen will.
Beruf/Ausbildung
MSc Soziologie und Geografie
Funktion bei TBF
Projektleiterin
Eintritt bei TBF
2018
Michèle, bei TBF warst Du ursprünglich in ganz anderen Projekten tätig. Wie kam das?
Dazu muss ich etwas ausholen. Mein Berufseinstieg führte mich in die Niederlande, zur Stadtentwicklung der Gemeinde Amsterdam. «Nieuwe opgaven» hiess mein Aufgabenbereich, was so viel heisst wie «Neue Aufgaben». Der Name war Programm: Als eine Art Notfallzentrale für Stadtentwicklung beschäftigte sich mein Team ausschliesslich mit den brennendsten Herausforderungen. Da realisierte ich zum ersten Mal, wie wohl ich mich in der scheinbaren Überforderung fühle: Das drückt bei mir voll den Kreativitätsknopf. Ich blühe regelrecht auf beim Vernetzen von Kompetenzen, Personen und Projekten aus dem Stegreif.
Zurück in der Schweiz war ich gespannt, wo ich landen würde. Immerhin gibt es für Kriterien wie «offene Firmenkultur» oder «Philosophie des Teilens» keine Filter auf den Jobportalen. Durch eine Bekannte und heutige Arbeitskollegin lernte ich TBF kennen und wurde neugierig. Ich bewarb mich spontan und kam so ins Team Projektentwicklung und -management.
Ich begann schnell, mich über mein Tätigkeitsfeld hinaus mit anderen zu vernetzen. Obwohl ich so mein persönliches Netzwerk stärken konnte, hatte ich das Gefühl nicht wirklich in meinem Element zu sein. Diese gefühlte Stagnation stellte mich vor eine wichtige Entscheidung: Wollte ich bleiben oder weiterziehen? Ich entschied mich zu bleiben, denn ich sah zu viele spannende Fragestellungen und Möglichkeiten, mit meinen Stärken anzudocken. Die Frage war jedoch: Wie? Ich suchte mir deshalb informelle Mentor*innen. Stück für Stück konnte ich so meine Kompetenzen herausschälen, sie in Projekte einfliessen lassen und fühlte mich so immer mehr eingebunden. Das ging aber nicht schlagartig, sondern Schritt für Schritt.
Was waren die Herausforderungen in dieser Veränderung?
Das «bei mir» bleiben. Denn im Projektmanagement wurde von mir ein vordefiniertes Skillset erwartet – aber dem entsprach ich so gar nicht. Einerseits brachte ich Kompetenzen mit, die überraschten. Ich jongliere gekonnt mit Unsicherheit, lege grossen Wert aufs Teilen und Vernetzen. Andererseits irritierte ich, weil ich für mich selbst gewisse Kompetenzen nicht so hoch bewerte, an genau diesen jedoch gemessen wurde. «Nur Geduld, das kommt schon,» lautete das Credo. Aber egal wie angestrengt ich versuchte, mich beispielsweise mit Punkten, Kommas und normierten Abläufen anzufreunden, es wollte mir nicht in den Kopf. Ich war der Pinguin, der versuchte das Fliegen zu lernen.
Was bedeutet es für dich, heute deine Stärken einsetzen und leben zu können?
Wie viel damit zusammenhängt, habe ich unterschätzt. Ich fühle mich gut, weil ich meine Stärken einsetzen kann und diese anerkannt werden. Selbstbewusstsein und Authentizität stehen so in einer Wechselwirkung, die mich Verantwortung übernehmen lässt. Voraussetzung dafür ist, dass ich offenbleibe. Solange meine Meinung nicht in Stein gemeisselt ist, läuft auch meine Entwicklung weiter. Das bedeutet schliesslich, dass ich mich ständig reflektiere und hinterfragen darf, was nicht mehr stimmig ist. Heute weiss ich zum Beispiel, dass ich keine Perfektionistin bin. Mir persönlich liegt es mehr, das Wesentliche im Blick zu behalten. Und das ist völlig in Ordnung so, weil wir in unseren Projekten ja immer im Team unterwegs sind und verschiedene Blickwinkel brauchen. Das musste ich auch zuerst lernen und es brauchte Mut für mich selbst einzustehen.
Wie gelingt es dir, dein Lernen, Unsicherheiten und Authentizität auszubalancieren?
Mein nicht so geheimer Geheimtipp ist die Vernetzung. Ich arbeite meist in Tandems. Je nach Lernvorhaben suche ich mir andere Mentor*innen. Dabei geht es mir nicht darum, meinen Coach zu imitieren, sondern durch den Dialog mehr zu mir selbst zu finden.
Dieser Austausch findet auch zwischen meinen Pendenzen statt. Was ich bei A lerne, kann ich nämlich im Projekt B gleich anwenden. Kann ich diese Verbindungen zwischen Projekten, Kompetenzen und Personen herstellen, ist das für mich ein Erfolgsmoment. Würde ich nur ein einziges Projekt aufs Mal bearbeiten, könnte ich diese Verknüpfungen gar nicht herstellen.
Was denkst du, wie deine Geschichte in die TBF einfliesst?
Mein Wunsch ist es, andere zu inspirieren. Freude an der Arbeit bringen eine ganz neue Haltung hervor. Im Einklang mit den eigenen Fähigkeiten wirken und auftreten zu können, ist grundlegend für den Erfolg – persönlich und in unseren Projekten.
Erleben zu dürfen, wie auch TBF den Menschen und das gemeinsame Lernen immer konsequenter in den Vordergrund stellt, finde ich toll. Ich teile diese visionäre Philosophie. Es ist unglaublich wertvoll, begeisterte Teammenschen, um mich zu haben und diese Lust zusammen in neue Projekte einfliessen lassen zu können. Schliesslich geht es darum, sich gegenseitig weiterzubringen und zur Selbstständigkeit zu führen – und dabei Abhängigkeiten und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wenn dieser Prozess ins Rollen kommt und es einfach richtig Spass macht, mit den Kunden zu kollaborieren, dann bin ich in meinem Element.